Hobbys während der Quarantänezeit
Keine Zeit für Langeweile


Als der Bundeskanzler am 16. März den Lockdown für ganz Österreich verkündete, wusste erstmal niemand, welche Folgen das genau mit sich ziehen würde und wie sich diese Maßnahmen auf unseren Alltag auswirken sollten. Eins stand jedoch fest: den Worten der Regierung “Zu eurem eigenen Schutz, bleibt zuhause!” Folge zu leisten. Ungewiss war zu dieser Zeit jedoch die Dauer der empfohlenen Selbst-Isolation. In der ersten Woche mag es noch witzig gewesen sein, die Server der Streamingdienste heiß laufen zu lassen. Bei Vielen setzte aber nach kurzer Zeit ein Gefühl von Langeweile und Unproduktivität ein. Was also tun, um dieser nicht zum Opfer zu fallen? Wir haben ein paar Leute besucht, die der Lethargie die Stirn geboten haben. Sie haben die Zeit genutzt und sich neue Hobbys angeeignet oder ihre bestehenden Freizeitbeschäftigungen angepasst. Von Yoga, über Klavier Spielen, bis hin zum Reparieren kaputter Elektrogeräte, der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.


Stefan Schmider, Nick Loibnegger

 

Eva Klavier


Eva Schoberleitner

 

Lockdown am Klavier

Der Name „Klavier“ kommt aus dem Mittellateinischen und bedeutet „Taste“. Das heute handelsübliche Klavier ist dabei jedoch nicht der Archetyp, denn bereits in der Antike erklangen Vorfahren der Orgel, die wiederum ein Vorgänger des heutigen Klaviers ist. Apropos Orgel: Unsere Eva im Video begleitet auch gerne den einen oder anderen Gottesdienst in ihrer Heimatgemeinde mit schwungvollen Melodien. Angefangen zu spielen hat die gebürtige Oberösterreicherin mit zarten neun Jahren und hat alsdann neun Jahre in der Musikschule wöchentlich Unterricht genommen. Durch eine vereinnahmende Arbeit musste dieser jedoch eingestellt werden. Geblieben ist aber Evas Drang zur melodischen Expression, was bedingt, dass sie auch manchmal einfach so vor sich hin musiziert.  Dabei ist ihr Herz gänzlich der Klassik verschrieben. Am liebsten lässt sie die Tasten Mozarts Sonate in C erklingen, wobei es Besucher ihrer 2er WG im 10. Bezirk auch gern mal in die Frühklassik zurückkatapultiert. 


Klavier, Pianino oder doch Piano?       

Im Volksmund wird der Begriff „Klavier“ heutzutage sehr heterogen verwendet, sodass man schnell den Überblick über die korrekte Terminologie verliert. Obwohl es bis dato epistemologisch keine offizielle Begriffszuschreibung gibt, haben sich mittlerweile Konnotationen verfestigt: Beim Pianino spricht man also von einem kleinen Piano mit vertikaler Besaitung, beim Klavier von einem Flügel mit akustisch-mechanischer Bauweise und beim E-Piano von einem elektronischen Klavier, wie es übrigens im Video verwendet wird. Ansonsten werden die Begriffe Piano und Klavier meist synonym verwendet (was Für zusätzliche Verwirrung sorgt). Dabei ist das moderne Klavier in seiner Art höchst vielseitig: Bezüglich der Bedienung ist es ein Tasteninstrument, ein Schlaginstrument in seiner Erregungsart und wegen des schwingenden Mediums ein Saiteninstrument.


Warum spielt Eva so gerne Klavier?

Das Spielen am Klavier fördert die Konzentrationsfähigkeit und trainiert das abstrakte Denkvermögen, nicht zuletzt beflügelt es wortwörtlich die Fantasie, was Eva bei so manch einer Jam-Session mit guten Freunden und gutem Wein gerne unter Beweis stellt. Nebenbei sorgt das Klavierspielen für emotionale Stabilität, was der 21-Jährigen besonders in Zeiten wie diesen enorm wichtig ist, wie sie im Video verrät. Gerade die grenzenlose Kreativität schätzt die Hobbymusikerin an diesem viels(a)eitigen Instrument. Klavierspielen ist aber nicht gleich Klavierspielen: Manche bevorzugen das Solospiel, perfekt für‘s social distancing, andere die Liedbegleitung und wieder andere die Kammermusik und die ganz großen Töne. Egal wofür man sich schlussendlich entscheidet, bietet das Klavier von allen Instrumenten die größte Reichweite an Tönen, welche durch die insgesamt 88 Tasten erzeugt werden können. 




Ruslan – Elektrotechnik


Ruslan Wacker

 

Die Höhen und Tiefen des neuen Hobbies        

Wie wohl die meisten Leute hatte auch Ruslan großen Respekt vor Elektrotechnik und allem drum herum. „Das ist bisschen so, als ob man sich aufmacht einen Berg zu erklimmen: Man steht am Fuße dieses Massivs und fragt sich, wie man das bloß jemals erklimmen kann.“ Doch der Coburger hat sich der Herausforderung gestellt, und mit Verlaub, wir denken, er hat sie mit Bravour gemeistert. Doch um dort hinzukommen, bedurfte es natürlich intensiver Literaturrecherche, Unmengen an Geduld und Unnachgiebigkeit, um der Elektronik Herr zu werden. Als aber Ruslan die ersten Erfolge verzeichnen konnte, hatte er sofort „Blut geleckt“. Denn jedes reparierte Teil sei ein kleines Erfolgserlebnis, vergleichbar eben mit dem Blick aufs Tal, den man auf dem Gipfel eines Berges genießt, meint der Student. Ruslan sucht nach einem solchen Höhenflug immer sofort das nächste Projekt: „Als ich bei der reparierten X-Box die Star Wars Melodie hörte und praktisch sofort loslegen konnte, war der einzige Gedanke: „so, was kommt als Nächstes“, statt "so und jetzt wird gezockt!"

Strom durch Nachdenken – oder doch durchs Pinkeln?

Als Ruslan über zukünftige Projekte nachdenkt, geht ihm ein Licht auf. Hier handelt es sich verblüffenderweise nicht nur um eine Redewendung, denn mit einer Leistung von 10 bis 23 Watt, die unser Hirn im Wachzustand vollbringt, wäre es tatsächlich möglich, allein durch Gedankenkraft eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen ...zumindest hypothetisch.  Jedenfalls widmet sich Ruslan als Nächstes dem Holzbau, verrät er uns. Ganz will er sich aber nicht von der Elektrotechnik trennen. Zum Glück lassen sich diese zwei Leidenschaften hervorragend kombinieren: „Derzeit schwebt mir ein schöner Schreibtisch vor, aber der wird natürlich nicht gefeit sein vor allerlei technischen Spielereien, wie kontaktlosen Auflade-Möglichkeiten und solchem Schnickschnack.“

Das Basteln an und mit Technik kann bei solch einem Mammutprojekt durchaus langwierig und zeitaufwändig sein. Da kann es schonmal vorkommen, dass man mal zwischendurch für kleine Jungs muss. Dabei wissen viele nicht: Mit Urin lässt sich Strom gewinnen. Man braucht dafür lediglich eine mikrobielle Brennstoffzelle, in welcher Bakterien und dadurch Elektronen erzeugen. Mit einer Pinkelpause (ca. 600ml) kann man so ausreichend Strom für ein ca. 3-stündiges Telefongespräch gewinnen.

Gut fürs Portemonnaie und die Umwelt

Der Hobby-Bastler kann seiner neuen Leidenschaft allerlei abgewinnen, und das wortwörtlich: Durch das Ankaufen und Reparieren kaputter Geräte und die Vermeidung des unnötigen Entsorgens alter Geräte wurde bereits das eine oder anderen Groschen gespart. Man weiß doch, wie sehr sich der gemeine Student über jedes noch so kleine Taschengeld freut. Nebenbei schätzt Ruslan die Nachhaltigkeit, die ihm seine neue Beschäftigung ermöglicht, denn auch er erkennt, dass die Technik immer mehr unseren Alltag durchdringt und unerlässlich ist. So können „geladene“ Gäste Ruslans Geschicklichkeit in jeder Ecke seiner Wohnung bestaunen. Vom optimal ausgeleuchteten Wohnzimmer, bis hin zu „recycelten“ Küchengeräten, die wirken, als wären sie einer Dauerwerbesendung aus den 80ern entnommen. Und dann ist da noch der einwandfrei funktionierende Laptop, der Ruslan bereits 7 Jahre begleitet (wobei er einige seiner Originalteile einbüßen musste).

 


Caro und Daniel – Yoga


Carolin Lang, Daniel Schmidthaler

Zu zweit eins mit sich selbst sein

Am 21. Juni wird jährlich der Weltyogatag zelebriert und zu diesem Anlass kommen gewöhnlich massenhaft Leute zusammen, um gemeinsam innere Ruhe zu finden. Wie zu erwarten, hat auch diesem Event das Corona-Virus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch gerade die Pandemie bedingt, dass dieses ohnehin populäre Hobby an Aufschwung gewinnt. So meiden Caro und Daniel zwar Menschenansammlungen, das hindert sie aber nicht daran, regelmäßig die Sonne zu grüßen. Besonders praktisch: Man benötigt für‘s Praktizieren vom Yoga eigentlich kaum Ausrüstung und wenig Vorbereitung. Wichtig ist lediglich, dass man innere Ruhe findet und alle unliebsamen, störenden Gedanken und sämtlichen Überdruss von sich abwirft. Wenn man dies geschafft hat, kanns auch schon losgehen. Caro meint, manchmal reichen ihr 10 Minuten. Andere Male wird es dann sogar länger als eine Stunde. Das hängt davon ab, wie sehr man es gerade „braucht“. Caro spricht bewusst von „brauchen“, da dieses Hobby für sie gerade in Zeiten der Corona-Krise unverzichtbar wurde. „Wir machen‘s ja nicht nur als Sport, sondern weil Yoga auch extrem gut für die Psyche ist.“

Warum man als Sträfling in Indien Yoga machen sollte

Yoga ist gesund, das ist sicher. Erstaunlich ist aber, wie vielseitig die Vorteile dieses Hobbys für die Gesundheit sein können. Beispielsweise lindert es Rückenschmerzen und Asthma. Regelmäßiges Yoga wirkt auch entspannend und stressreduzierend, unterstreicht der deutsche Berufsverband der Yogalehrenden. Wie die US National Library of Medicine herausgefunden hat, verlangsamt Yoga in Kombination mit Meditation sogar den Alterungsprozess. Nicht nur das, auch die Psyche profitiert: Yoga hilft gegen Zwangsstörungen sowie Angstpsychosen und wirkt vorbeugend gegen Alzheimer, um nur einige Nebeneffekte zu nennen. In Indien kann Yoga für Sträflinge gar die Freiheit bedeuten: Gefängnisinsassen können ihre Haftstrafe reduzieren, indem sie gut in Yoga-Tests abschneiden. Das führte unter anderem dazu, dass das Maß an Kriminalität innerhalb der Haftanstalten gesunken ist.

Der Mensch als Wagenlenker

Yoga ist also mehr als nur sich Dehnen oder akrobatische Übungen. Es ist eine philosophische Strömung und beinhaltet auch Meditation und Atemübungen. Seine Wurzeln hat das Yoga sowohl im Hinduismus als auch Buddhismus und entstand vor mindestens 5000 Jahren im heutigen Indien, was Yoga zu einer der ältesten uns überlieferten physischen Disziplinen macht.  

Das Wort „Yoga“ kommt aus dem Sanskrit und bedeutet in etwa so viel wie „Zusammenbinden“ oder „Verbindung“. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Yoga die Harmonie und den Einklang mit der Natur fördern soll. Das Wort kann aber auch als „Anschirren“ gedeutet werden. Das liegt daran, dass gemäß der hinduistischen Philosophie der Mensch nur ein Reisender zwischen verschiedenen Leben ist. Der Wagen ist dabei der Körper, der Kutscher ist der Verstand, die Zugtiere sind die Sinnesorgane. Um den Wagen in Gang zu bringen, bedarf es jetzt noch der Zügel: des Yoga.

Am liebsten findet Caro in der Sphinx-Stellung zu sich selbst. Dabei macht sie ziemlich genau das, was man sich vorstellt, wenn man an ihre monumentale Namensgeberin denkt. Daniel hingegen bevorzugt die „Bergstellung Tadasana“. Das sieht zwar so aus, als stünde man einfach gerade da, doch auch hier geht es darum, die Haltung zu perfektionieren. Kniffliger wird es dann, wenn man die Bergstellung mit komplexeren Stellungen kombiniert. Langeweile kommt dabei definitiv nicht auf, denn insgesamt gibt es 84 Grundhaltungen, welche wiederum mit 300 Variationen der Eintönigkeit Einhalt gebieten. Die Globalisierung bewirkte, dass Mitte des 19. Jahrhunderts Yoga auch im Westen Anklang fand. Damit entstanden auch ein paar skurrile Ableger des Yogas: Beim Bier-Yoga wird während der Übungen das beliebte Gebräu konsumiert, beim Nackt-Yoga – gut, das erklärt sich wohl von selbst… Andere wiederum schwören auf Hunde-Yoga. Dabei gilt es, den Vierbeiner zu kraulen, während der Körper diszipliniert wird. In Oregon hingegen ist es gängig, Ziegen in die Yoga-Einheit einzubinden.

Etwas weiter vom Original entfernt ist Lach-Yoga, bei dem es um gezieltes Lachen geht, um beispielsweise Stress abzubauen. Theoretisch ist es sicher auch möglich, nackt und Bier trinkend seinen Körper in exotisch anmutende Positionen zu bringen, während man eine Ziege anlacht.

 


Aditya – Virtual Reality


Aditya Reddy

Umsatz durch Corona

Im Gegensatz zur erweiterten Realität, bei welcher die Darstellung zusätzlicher Informationen in der realen Welt - es handelt sich also um ein Overlay der Realität-  im Vordergrund steht, befindet sich der Benutzer von VR komplett in einer virtuellen Welt, in der er sich bewegt und mit der er interagieren kann. VR-Brillen werden mittlerweile von allen möglichen Firmen vertrieben: Von Tech-Firmen wie HTC (wie das Modell aus unserem Video), Lenovo, Samsung bis hin zu Internet-Giganten wie Valve oder Google. Bekannt ist, dass auch Apple an einem Modell arbeitet. Dieser Boom ergibt durchaus Sinn, wenn man sich die Prognosen anschaut. Laut diesen soll sich die Zahl der aktiven Nutzer im Jahr 2020 weltweit auf 24 Millionen belaufen.

Facebook, welches 2014 das Unternehmen Oculus VR übernahm, gab beispielsweise bekannt, dass für sie höchste Priorität auf dem VR-Sektor liege. Das ist naheliegend, da aufgrund der Corona-Krise die Hardware-Umsätze des kalifornischen Unternehmens im zweiten Quartal 2020 so hoch waren wie nie zuvor. Corona macht also nicht nur dem Aditya Laune auf virtuelle Realität. Nicht jeder hatte aber so viel Glück wie er, denn die Oculus Brillen waren während der Quarantänezeit binnen kurzer Zeit ausverkauft.

Die Vorzüge von VR: Mehr als nur Gaming

Virtual Reality wird heute sehr vielfältig genutzt, nicht mehr nur in der Gaming-Branche. Beispielsweise in der Behandlung von Patienten: Das Schauen von VR-Videos, die arktische Szenerien darstellen, kann helfen, brennenden Schmerz zu mildern. Das birgt Hoffnung, dass eine Behandlung mit VR-Brillen auch chronische Schmerzen lindern könnte. Eine solche Therapie könnte zudem das humane schmerzlindernde System stärken sowie die Sensibilität für Schmerz-Stimuli senken. Des Weiteren fand man heraus, dass Virtuelle Realität Bereiche des Gehirns aktivieren kann, die für Mitgefühl und Empathie zuständig sind. Die Technologie könnte bei der Behandlung von Gewalttätern und Menschen mit aggressiven und dissozialen Störungen hilfreich sein.

Yoga, Meditation und Religion – All das kann VR!

Aditya musste erkennen, dass nicht nur kognitive Fähigkeiten, Geschicklichkeit und Reflexe, sondern auch physische Anstrengungen von Nöten sind, um erfolgreich das nächste Level zu erreichen. Besonders anschaulich hat uns das der 27-Jährige anhand des Spiels „Beat Saber“ (das Spiel im Video) bewiesen. Das Spielen in VR führt dazu, dass man in den drei Minuten, die eine Runde dauert, gänzlich seine reale Umgebung vergisst und in eine Ekstase aus Neonfarben und Blitzlichtern verfällt. „Gerade das Gefühl des „vor Ort Seins“ schärft die Sinne und hilft mir, meinen Fokus zu verbessern“, meint der Wahl-Wiener anerkennend. Doch der gebürtige Inder und Cricket-Fanatiker nutzt seine HTC Ausrüstung nicht ausschließlich für Videospiele. Gerade während das Virus grassierte und die erste Welle über Zentraleuropa fegte, fand die Brille eine weitere Verwendung. Seinen inneren Frieden fand er durch das Schauen von Videos, welche der religiösen und spirituellen Andacht gewidmet sind. Aditya, ein Hindu aus dem Bundestaat Telangana, meint, durch VR eine völlig neue Dimension der Spiritualität erfahren zu haben. Losgelöst von der häufig bedrückenden Realität der letzten Monate, diente ihm diese Technologie vermehrt zur Meditation. Wie wir beim Hobby Yoga in Erfahrung bringen konnten, ist der Hinduismus eng verflochten mit meditativen Riten und Traditionen, so wie auch Yoga. Es gibt daher, wenig überraschend, auf YouTube sogar Yoga-Klassen, welche man mit VR-Option erleben kann. Aditya, Leiter einer eigenen Lieferservice-Einheit für DHL, äußert sich in Bezug auf die Virtuelle Realität auch kritisch: „A disadvantage is, that you get addicted very easily. At one point you catch yourself having spent hours and hours, even days.“ Diese Sucht, von der Aditya spricht, hängt seiner Meinung nach eng zusammen mit diesem Gefühl der Ekstase, das der VR-Konsum evozieren kann. Der Student genießt zwar diese Ablenkung in der Quarantäne, doch weist er darauf hin, dass der Spieler sich in diesen immersiven Spielwelten nicht verlieren sollte. Die Realität sieht derzeit nun mal etwas düster aus und da müsse man durch, erklärt Aditya.

 



Pauli – Skaten


Paul Brunner

Wunde Knie und Wunschtricks

Begonnen zu skaten hat Pauli, weil eine grundlegende Faszination bereits im Kindesalter da war. Er fand den Stil der Skater einfach schon immer cool. Damit gemeint ist alles, was das Hobby mit sich bringt: Von den Klamotten, dem Lifestyle drum herum, aber auch die in ihrer Ästhetik nahezu unbegrenzte Vielfältigkeit der Boards. Und so kam es, dass der Student sich irgendwann das nötige Geld zusammenkratzte, einen Skate-Shop aufsuchte und sich kurzerhand ein Board kaufte. Doch man ist noch lange kein Skater, nur weil man im Besitz eines Boards ist. Ein halbes Jahr dauerte es, bis Pauli überhaupt die Motivation und den Ehrgeiz fand, sich regelmäßig auf den Rädern fortzubewegen. In der Einlern-Phase waren die Hauptleidtragenden definitiv Paulis Knie, die nach unzähligen Stürzen und Blutergüssen, noch immer Schrammen aufweisen. Doch der Schmerz machte sich bezahlt, denn der 20-Jährige hat heute so einige Tricks drauf, darunter seinen Lieblingstrick: den „Fakie tre flip“. Sein Ziel jedoch ist der „nollie inward heelflip“, bei dem das Brett regelrecht durch die Luft wirbelt. Wenn er diesen erst einmal beherrscht, kann sich Pauli gleich für die nächsten Olympischen Spiele qualifizieren. Skateboarden wird nämlich (so denn das Coronavirus nicht eine erneute Verschiebung bedingt) im Sommer 2021 auf dem olympischen Programm stehen.

Vor dem Museum oder doch lieber im Freizeitpark?

Paulis Lieblingsspots in Wien sind der Skatepark am Prater und auch der am Heldenplatz. Sogar in Barcelona war Pauli schon auf dem Brett unterwegs. In der Stadt am Mittelmeer skatet der Grazer am liebsten vor dem Museu d'Art Contemporani de Barcelona. Der Platz dort ist zwar recht überschaubar in seiner Vielseitigkeit, die Skater-Community genießt hier dafür die Weitläufigkeit und das Ambiente des von der Sonne üppig beschenkten Ortes. Normalerweise geht der Informatik Student dreimal die Woche skaten, bestenfalls auch im Urlaub. Manchmal sucht er den Skatepark sogar für bis zu fünf Stunden auf. In sein Hobby investiert er aber nicht nur viel Zeit, sondern auch überraschend hohe Summen, da laut eigener Aussage mindestens ein Board pro Monat das Zeitliche segnet. Woran das liegen mag, diese Frage überlassen wir dem Leser. Pauli jedenfalls beharrt darauf, dass das viele Herumexperimentieren der Grund sei. Und wenn Pauli den „nollie inward heelflip“ schaffen will, werden wohl noch einige Boards draufgehen müssen.

Skaten - das Surfen auf dem Gehsteig

Die Anfänge des Skateboardens gehen zurück bis in die 50er Jahre. In dieser Zeit erlangte es durch das bereits gesellschaftlich etablierte Surfen an Popularität und so waren es auch Surfboard-Hersteller, die als erste Skateboards kommerziell vertrieben. Das neue Hobby verbreitete sich wie ein Lauffeuer und somit entstanden auch zahlreiche Skateboard-Adaptionen, wie das Longboard, das Waveboard oder das seit den 1970er Jahren existierende Fingerboard.
Inzwischen umfasst die Faszination um diesen Sport auch einen enormen popkulturellen Fundus. So drehen sich eine Vielzahl an Filmen um das Rollbrett, wie zum Beispiel „Grind – Sex, Boards & Rock’n’Roll (2003), This Ain’t California (2012) und Dogtown Boys (2005)“. Daneben gibt es eine Unmenge an Videospielreihen, bei denen sich alles um’s Skaten dreht. Allein die Spielereihe des Entwicklers Activision in Zusammenarbeit mit dem Skatepionier Tony Hawk kommt auf 18 Ableger. Und auch Aditya kann sich freuen: es gibt mittlerweile, wer hätt’s gedacht, auch VR-Titel zum Skateboarden.

 

Für den Inhalt verantwortlich: Stefan Schmider, Nick Loibnegger
Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien
Lehrveranstaltung: Übung Multimedia SS 2020
Veranstaltungsleiter: Dr. Manfred Bobrowsky